11. Dezember

Warum Jakob Lebel nur jedes zweite Jahr Früchte trägt - 01
eine Geschichte von Urte Delft

Dieser große und breite Apfel wurde um 1825 von Jaques Lebel in Frankreich gezogen. Seit 1849 ist diese Sorte im Handel.
Ein Jakob Lebel steht fast in jedem alten Obstgarten. Als nahezu idealer Küchenapfel eignet er sich sowohl für Mus, Rohkostsalat oder Apfelkuchen. Schnell ist er wegen seiner Größe geschält. Auch der Baum ist gesund, wächst auf nahezu jedem Boden. Der Apfel welkt nicht, er bekommt auf dem Lager eine stark fettende Schale. Das Eincremen entfällt nach dem Durchsortieren einer Kiste.

Der gute Jakob Lebel hat einen Nachteil. Er trägt meist nur alle zwei Jahre: In einem Jahr brechen fast die Äste vor der Last, im nächsten Frühjahr treibt er grüne Blätter und denkt nicht daran, uns mit seinen duftenden weißen Blüten zu erfreuen. Einige andere Sorten wie der Boskoop, Raafs Lieblling oder Rotes Hähnchen machen es ebenso. Warum tun das die Bäume?

Wenn der Frühling kommt und die Obstbäume blühen, kommen die Bienen und Hummeln. Nach ihren Besuchen entwickeln sich aus den zarten Blüten kleine Äpfelchen, die den Sommer über wachsen und größer werden. Dazu benötigen sie viele Nährstoffe, die ihnen der Baum über die Wurzeln, den Stamm, die Äste und Zweige mit den Blättern liefert.

In einem Jahr, in welchem das Wetter zur Blütezeit gut war, viele Insekten ihre Arbeit leisteten, gibt es auch viele Früchte. Alle wollen nun ernährt werden und saugen und ziehen die Säfte in sich hinein. Gern versorgt der Baum alle seine Kinder. Das kann schon sehr anstrengend werden. Wenn im Juni die Früchte schon etwas größer sind und hunderte an seinen Zweigen hängen, ist er völlig beschäftigt. Äpfelchen, die wurmstichig sind, lässt er fallen.

Eigentlich müsste er sich jetzt auch darum kümmern, dass er die Blüten für das nächste Jahr vorbereitet. Doch die vielen Apfelkinder beanspruchen so seine Kräfte, dass er keine Zeit und Kraft dafür hat. Die Äpfel wachsen und gedeihen, werden groß und saftig. Das Grün färbt sich in ein warmes Gelb und in den kühlen Herbstnächten bekommen die Äpfel auch rote Bäckchen, manche nur zarte Streifen, andere leuchten fast so rot wie die Abendsonne.

© Urte Delft