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Steinobst

Nun steht, zur Freude aller Gaumen,
Die Welt im Zeichen blauer Pflaumen,
Und neben blau auf der Palette
Sind grüne, gelbe, violette.

Die Fein- und schlechthin alle Schmecker,
Sie finden diese Zeiten lecker,
Und die poetischer Gesinnten
Erfreu'n sich an den bunten Tinten.

Jedoch wer nur in Prosa denket,
Den Sinn aufs Praktische nur lenket,
Sagt einfach Steinobst, kurz und sachlich,
Und dünkt sich ungeheuer fachlich.

Selbst für die schönste Reneklode
Wird der botan'sche Name Mode,
Und Pfirsich auch und Aprikose
entgehen selten solchem Lose.

Will seiner Reif auf Pflaumenhäuten,
Will Pfirsichsamt denn nichts bedeuten?
Sind, wie ich unmaßgeblich meine,
Ernährenswert nur harte Steine?

Man sollte lieber doch das Schöne,
die wunderzarten Farbentöne
Erschau'n in allen ihren Spuren,
Wenn's herbsteln tut in Au'n und Fluren!

Wenn mählich von den Bäumen allen
Vor Tau und Tag die Blätter fallen,
Paßt statt des Harten wohl das Milde
Weit eher, echter zu dem Bilde.

Es ist, wie ich mit Uhland sage,
die Zeit der freundlich sanften Tage,
In Farben schwebt, es schwebt in Düften
Ein Sommernachklang in den Lüften.

Ein letzter Klang, ein letzt' Erinnern
Verklingt im Äußern wie im Innern -
Begibt sich dies in Nah und Ferne,
Denkt keiner mehr an Pflaumenkerne.


24.08.1935 Templiner Kreisblatt