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Apfel - Ballade

Ein Apfel nicht ganz schwindelfrei
hoch oben im Geäst
hielt zitternd sich mit Mordsgeschrei
an einem Zweiglein fest.

Im Apfelkern, da fraß sich rund
ein Wurm, der fordert keck,
oh Apfel, schau nicht auf den Grund,
sonst liegen wir im Dreck.

So ging's den lieben Sommer lang
dort droben an dem Ast,
der Apfel fragte oft sich bang,
wie lang hält noch die Last?

Er wurde langsam dick und rot,
doch konnt er nur mit Grau'n
hinunter in den sichern Tod
in das Verderben schau'n.

Ich kann nicht mehr, was mach ich bloß?
Der Schwindel zieht hinab,
bald lass vor Angst den Ast ich los
und falle in mein Grab.

Der Herbst, er kam, mit ihm der Sturm
und so geschah's ganz flott:
der Apfel stürzt' samt seinem Wurm
und wurde zu Kompott.

Ein Rabe, der im Baume saß,
fraß samt Wurm den Brei.
Der Vogel ist - ganz ohne Spaß -
seitdem nicht schwindelfrei.

Renate Seinsch